@MSC: Jüterbog ist ein unglückliches Beispiel finde ich ... schon allein aus den Berliner Vereinen schätze ich mal grob, hätte man das Lizenzdamenfeld nahezu verdoppeln können, aber ...
1) City Nacht in Berlin am Vortag - so viele Leute gibt es nicht, die in weniger als 24 h bereit sind, 2 Rennen zu laufen. Die, die ohnehin das ganze Jahr über jedes Wochenende unterwegs sind, machen das, aber die, die fast ausschließlich nur regional unterwegs sind, nehmen natürlich die kürzere Strecke, die auch noch teilnehmerfreundlich am Samstag abend zentral in einer großen Stadt bestzeitentauglich ohne Höhenunterschiede stattfindet.
2) Jüterbog hat keine besonders schön zu fahrende Strecke, als da einerseits der auf 50% recht ruppige Straßenbelag durch die Stadt wäre, der spätestens auf der 3.Runde anfängt, keine Freude mehr zu bereiten und andererseits die langgezogene kleine Abfahrt kurz vor der Zielgerade, die in eine recht enge Rechtskurve geht. Das schreckt viele ab.
3) Jüterbog ist ein Rennen mit profilierter Strecke - ist auch nicht jedermann's Sache, 5 mal den Anstieg hochzufahren. Persönliche Bestzeiten sind kaum möglich - und so schade ich es persönlich finde, das ist nun mal immer noch die Hauptmotivation vieler...
4) Erschwerend kommt noch hinzu, daß sich über die letzten Jahre die Meinung durchgesetzt hat, daß bei GBC A Rennen ja nur die "Elitefahrer" eine moralische Daseinsberechtigung hätten und so trauen sich viele potentielle Einzelstarter aus dem Mittelfeld erst gar nicht mehr hin.
Das ist genau das, was ich in meinem vorigen Post schrieb - wenn es die Wahl gibt, am selben Wochenende mehrere Angebote wahrzunehmen, wird das persönlich angenehmste gewählt und das ist dann, wie gesehen, nicht die anspruchsvollere, längere Strecke mit dazu noch hochkarätigem Teilnehmerfeld...
Woher die zusätzlichen Teilnehmer kommen sollen, habe ich versucht zu erklären: Weniger Rennen = Konzentration der potentiellen Teilnehmer auf diese Veranstaltungen, dadurch größere Teilnehmerfelder und dadurch auch mehr Fahrspaß, weil weniger Gefahr, alleine fahren zu müssen. Das wird mit der Zeit ein Selbstläufer (anständige Organisation der wenigen Rennen setze ich bei dieser Überlegung natürlich voraus...). Bauen wir noch das Imageproblem unserer Spitzenserie dazu ab, kann sogar ein Rennen wie Jüterbog vielleicht mal an seine streckentechnischen Kapazitätsgrenzen gebracht werden. Daß irgendwo ausreichend Damen am Start waren, spricht sich in der übersichtlichen Szene schnell rum...umgekehrt aber leider genauso
Die Überwachung im Rest des Feldes hinter der Spitzengruppe funktioniert am besten durch Selbstkontrolle. Das Bewußtsein der Sportlerinnen und Sportler dafür zu schärfen, sich nicht in den jeweils anderen Wettbewerb einzumischen, ist die Grundlage. Wenn es zusätzlich möglich ist, an der Strecke einen Helfer oder sogar Schiri mit Videokamera zu postieren, wäre das eine wirkungsvolle Unterstützung. Die eigentliche Arbeit fängt aber in den Köpfen an und damit an der Basis, den Trainingsgruppen der einzelnen Vereine!
Wenn Du mit dem "Zugläufer mit Zielzeit" auf diese Unart anspielst, bei großen Rennen Guide Gruppen gegen Geld anzubieten ... m.E. gehört so etwas in den Breitensport, nicht ins Lizenzrennen. Anderswo als in Berlin habe ich auch noch keinen Zugläufer im Block mit Lizenläufern gesehen.
Nochmal zurück zum Problem mit der fehlenden technischen Kontrolle am Start bzw. den für die Einrichtung entstehenden Mehrkosten, die ich für ein kleines C Rennen nicht für zwingend erforderlich halte - nur ein Breitensportler, der sich nach vorn drängelt, hätte dadurch Vorteile (dieser würde aber wenn die Startnr von Lizenz und Breitensport unterschiedlich gekennzeichnet ist, auffallen).
Ein Lizenzherr, der sich in den Damenblock nach vorn drängelt, fällt schon optisch schnell auf (wenn nicht, haben wir ein Dopingproblem
) und würde von den Teilnehmerinnen im Startblock freundlich aber bestimmt nach hinten verwiesen (mal davon abgesehen, daß der Vorteil durch den früheren Start für ihn wohl zu vernachlässigen wäre).
Eine Dame, die sich nach hinten in den Männerblock stellt, hat zwar den Vorteil, bei den Männern lutschen zu können, aber den Nachteil, einen Zeitverlust aufgebrummt zu bekommen bei Wertung mit dem für sie geltenden Damenlizenzstartschuß (das meinte ich damit, die Abstände der Blöcke ausreichend groß zu wählen am Start und jeden Teilnehmer mit dem für ihn vorgesehenen Startschuß zu messen).
Zur globalgalaktischen Frage, ob Regeln abgeschafft gehören, die keiner bis ins Letzte überwachen kann, habe ich eine ganz klare Meinung -
AUF KEINEN FALL - Nur weil die Polizei nicht verhindern kann, daß Autofahrer rote Ampeln mißachten, ist es noch lange nicht opportun oder zum Wohle der Allgemeinheit, ALLE Ampeln abzuschalten...