von seeberg » 11 Jun 2013 22:13
Ich sehe die traurige Entwicklung viel GRUND-sätzlicher (s. Dennis: „ was einmal weg ist, kommt selten bis nie, wieder“) – sie war bei aufmerksamer Beobachtung des GESAMTEN Umfelds schon jahrelang vorhersehbar, hab sie mehrmals auch schriftlich beim DRIV angekündigt. Der Beginn der Heißluftblase liegt allerdings schon sehr früh in der jahrelangen Verweigerung des alten Rollsportbunds, der unsere moderne Weiterentwicklung des Rollschuhfahrens Fachverbands-mäßig ignorierte und wegdrängte. Eine der Reaktionen war die Gründung des DIV, des wohl ersten D-Individualsportverbands – daher nicht zukunftsfähig u.a. wegen der nicht möglichen finanziellen Unterstützung durch den damaligen DSB (Gelder aus dem BM des Inneren).
Als – viel zu spät – 1998 aus dem DRB der DRIV wurde, hatten wir Skater formal zwar ein organisatorisches Dach, doch war der „Markt“ über Jahre allein in der Hand von Bernd Schicker (der als sein Mitbegründer vom DIV lebte), in Personalunion auch Entscheidungsträger Inlineskaten beim DRIV.
2001 versuchte er das Problem Selbstverständnis und Ausbildung anzugehen, indem er aus Interessierten und Befähigten in Seeheim-Jugenheim ein Lehrteam (aus DRIV und DIV) gründen wollte und eine Handvoll DOSB-Fachübungsleiter ernannte (zu denen auch ich gehörte) - mit dem Auftrag, bestimmte Themen konzeptionell zu bearbeiten.
Dieser Auftrag wurde von einigen nicht erfüllt und auch das DRIV-Präsidium verweigerte die Zustimmung zur formalen Einsetzung eines Lehrteams. Damals begann eine lange Zeit z.T. widerlicher Intrigen, Scharmützel und damit ständig divergierender Aktivitäten. Auf der Strecke blieb u.a. die - bezogen auf die riesige Zahl der Skater - heute nur rudimentär vorhandene Basis.... Nur, wenn SIE stark und gesund ist, kann langfristig auch eine starke Leistungsspitze entstehen und wachsen, wie es in vielen anderen Sportarten möglich war.
Ich hatte diesbezüglich in diesen Jahren heftige Auseinandersetzungen mit dem damals mächtigen Verhinderer jeglichen Gedankens an eine fundierte Basisarbeit („Breitenspoprt“), Axel Enderes. Er, der von sich schrieb, dass er mit Inlineskates eigentlich nix anfangen kann, bestimmte und forcierte in der DRIV-Komission (und auf ihrer Web-Seite) ausschließlich „Speed“skaten – so, als wäre das ein eigener Sport (das ist bis heute, auch in der Methodik („Speed-“Technik““), das (Selbst-)Bild von „Speed“skatern!). Meine überaus umfangreiche Sammlung belegt seine z.T. haarsträubenden schriftlichen Äußerungen in unseren jahrelangen Konflikten. Mein für S.-H. eingebrachter Antrag, in der WKO den „Breitensport“-Teilnehmern auch bei den lizenzierten Rennen eine „rechtliche“ Bleibe zu verschaffen (und damit u.a. den Gedanken der SPORTlichkeit an und für sich zu stützen), erhielt gegen sein vehementes Wider-Sprechen eine Mehrheit – er trat wutschnaubend und beleidigt zurück.
Von allerdings zentraler Bedeutung für unseren Schlamassel ist das undurchsichtige Verhalten der langjährigen Vorsitzenden der DRIV-Komission IFS (sie hieß anfänglich zunächst nur „Speed“, bis ich ebenfalls per Schleswig-Holstein-Antrag eine Mehrheit für „Fitness und Speed“ erreichen konnte). Irmelin Otten legte sich nie fest, lavierte undurchsichtig und hat bis heute die doch so dringend erforderliche offene Diskussion unseres (Vereins)-Sports nicht initiiert bzw. verhindert. Jahrelang, jedenfalls in meiner Zeit als Vertreter von S.-H., ging es fast ausschließlich um Formalia, quälende Änderungen der WKO – jedoch nie um für unseren Sport Grundlegendes, Substanzielles. Es zählten immer nur Renn-„Erfolge“, Oberjubler Axel Enderes konnte davon nie genug kriegen ("GOLD, GOLD, GOLD !!"). Sie allein waren in seinen Augen Nachweis der Qualität in der Vereins-/Verbandsarbeit – meine Mahnungen, Zukunft über Breite zu sichern, lehnte er – von Irmelin unwidersprochen - höhnisch ab. Bis heute ist die Kommissions-Webseite davon geprägt - meine Versuche, Auftrags-gemäß eine ausgewogenere Darstellung unseres Sports einzuleiten, wurden von Axel E. und später seinem Nachfolger als Webmaster torpediert.
Die beiden genannten Funktionäre tragen die Haupt-Verantwortung dafür, dass falsche Leitbilder gesetzt wurden und damit unser Vereins-Sport keine nachhaltige und breite Zukunft hat. Das wird nun immer deutlicher – spätestens erkennbar, seit sich in diesem Forum das große Schweigen andeutete (hat aber auch den Vorteil, dass die vielen Dampfplauderer/innen auch nicht mehr da sind).
Es waren aber auch schöne Jahre, wenigstens in unserer NC und NL – auch geprägt von dem leidenschaftlichen Einsatz der Vereine. Nur, und damit schließt sich der Kreis, weil weder der DRIV noch Landesverbände Nennenswertes an konzeptionellem Feuer und Weitsicht entwickelt haben, gehen den meisten Vereinen nun die alleingelassenen Engagierten aus. Und aus dem selben Grund ist auch die öffentliche Wahrnehmung unseres Sports als (klassischer) Vereins-Sport diffus bis Null.
Da kann man nur hoffen, dass Thomas Bach Recht behält, unser Sport sei nicht Olympia-fähig, solange die Missorganisation auf Verbandsseite nicht behoben ist. Bei der gegenwärtigen Konstellation in D gibt’s da m.E. keine Hoffnung!! Glaube auch niemand, dass im Falle einer dennoch-IOC-Zustimmung der in dieser Phase stets beschworene Zustrom in die Vereine einsetzen würde: Der Zug ist längst abgefahren, die demografische Entwicklung und der Zeitgeist zunehmender Unverbindlichkeit bewirken ein Zusätzliches.
Vor diesem Hintergrund geht deine schätzenswerte Mahnung, „etwas zu tun“, bedauerlicher Weise wohl ins Leere, lieber Dennis ….
hjo
Sich fügen heißt lügen...(E. Mühsam) Wir ordnen's. Es zerfällt. Wir ordnen's wieder und zerfallen selbst. (Rainer Maria Rilke) Gegen die Dummheit, den Hass, die Gewalt (Hannes Wader)