12.Stuttgarter-Zeitung-Lauf – Hintergrund- und Erlebnisbericht einer Speedschnecke
Die Deutschen Meisterschaften im Halbmarathon standen im Jahr 2005 mit Austragungsort Stuttgart und Integration in den 12. Stuttgart-Lauf ganz im Fokus des Vereins Speed-Team-Stuttgart e.V..
Auf diversen Sitzungen mit dem WLV, im Ausschuss des Vereins, beim Thursday-Night- Skating, überall wurde seit Anfang des Jahres das Thema diskutiert. Fragen über Fragen standen im Raum: wer startet beim Lauf, wer agiert als Helfer und wo, wie viele Helfer müssen wir überhaupt stellen, wer wird als Schiedsrichter tätig sein, wer ist für die Streckensicherheit zuständig, wie werden die Startblöcke überwacht, wer moderiert beim Rennen, haben wir ein Vereinszelt, wer holt es und wo ist es überhaupt ???? Die Liste der Fragen schien endlos.
Die Informationen stapelten sich bei einer Person, die in Personalunion die Position des Landesfachwart Inline-Speedskating im WRIV, 1. Vorstand Speed-Team-Stuttgart e.V, Rennleiter Deutsche Meisterschaften und Kids-Race BaWü-Cup, Wettkampfrichter (korrigier mich einer, wenn ich was vergessen habe) ausfüllt und die Rettung vor Hunderten von E-Mails in der Einrichtung einer neuen Mail-Adresse suchte
Als Fazit kann ich nur sagen: Es war ein absolut gelungenes Wochenende! Das Management by Chaos funktionierte mit Hilfe der zahlreichen motivierten Helfer aus und um den Verein Speed-Team-Stuttgart ausgezeichnet. (Auch wenn mir Sanne donnerstags beim TNS auf die Frage: „Habt ihr jetzt genug Helfer?“ nur unter Zähneknirschen zuraunte: „Sprich es bitte nicht an“.)
Samstag: Kids Race BaWü-Cup
Bereits am Samstagnachmittag fanden sich zahlreiche Helfer zur Durchführung des Kids Race ein. Unser Zelt wurde unter fachlicher Anleitung von Dipl.Ing. Bernd Gutöhrlein von unserem erfahrensten Wettkampfrichter Markus C. Hauschel und weiteren Teammitgliedern aufgebaut.
Als Rennleiter für das Kids Race war Gavro (siehe oben) im Einsatz. Das Schiedsrichter-Team setzte sich aus Gisa Appel (Oberschiedsrichterin aus NRW), MC und Sven (Speed-Team-Stuttgart) und Eberhard (Schiedsrichter aus Bayern) zusammen. Als Assistenz fungierten die Wettkampfricher Anwärterinnen Petra, Ella und Martina (alle Drei ebenfalls vom Speed-Team-Stuttgart). Die Oberaufsicht über die Strecke (Sicherheit) und die Streckenposten, führte Bernd, den ich noch kurz vor 15 Uhr mit einem geschulterten Besen davon skaten sah, in gewohnt stoischer Manier.
Nach dem Motto „ein Sack Flöhe hüten ist leichter“, konnten die diversen Rennen nach Zeitplan durchgeführt werden. Das Wetter spielte mit und den Zuschauern an der Strecke entschlüpfte immer wieder „ die sind ja schon ganz schön schnell!“. Thomas Storz führte die Zuschauer mit fachlich-kompetenter Moderation durch die Veranstaltung. Herausragend war die Leistung von Kai Marcel Klug (Jugend) aus dem traditionsreichen Groß-Gerauer Rollsport Verein, der die Konkurrenz chancenlos auf die Plätze verwies und mit einer ganzen Runde Vorsprung ins Ziel einlief. Alina Merkle und Fabian Dieterle erzielte bei Ihrem Heimrennen hervorragende 2. Plätze in der Klasse Schüler/ Schülerinnen B. Inga Carganico erreichte Platz 3 bei der Jugend.
Die Schiedsrichter und Organisatoren ließen den Tag beim Stammitaliener ausklingen. Wie üblich wurden als Rennvorbereitung nicht nur die Kohlehydratspeicher aufgefüllt.....
Sonntag: Deutsche Meisterschaften
Am Sonntag war wohl der komplette Verein am Stadion, an der Strecke oder im Start- und Zielbereich im Einsatz. Die Rennleitung übernahm vor dem Start Axel Enderes (DRIV), der die Strecke am Abend zuvor noch einmal persönlich inspiziert hatte – während unsere Dani auf höchsten Befehl jeden Kieselstein im Keefertal markierte. Das Schiedsrichtergespann Appel/ Hauschel/ Eberhard wurde durch eine weitere Schiedsrichterin aus Bayern sowie Gavro verstärkt, in Assistenz wiederum mit Ella und Petra.
Nach dem Debakel mit der Startblockeinteilung bei den Weltmeisterschaften in Hamburg wurde uns vom DRIV empfohlen besonderes auf strenge Zugangskontrollen bei den Startblöcken einzuwirken. Dies wurde im ersten Schritt durch einen separaten Zugang zu den Startblöcken für Teilnehmer an der DM (roter Balken an der Startnummer) gesichert. Dort standen bereits Ordner zur Kontrolle. Die DM-Startblöcke wiederum waren durch Gitter von den Startblöcken des AOK Inline Halbmarathon (grüner Balken an der Startnummer) abgetrennt. Direkt am Zugang für die DM-Blöcke standen Helfer vom Speed-Team-Stuttgart und kontrollierten jeden Teilnehmer persönlich auf den roten Balken an der Startnummer. Innerhalb der Blöcke wiederum waren die Schiedsrichter so eingeteilt, dass noch einmal auf richtige Aufstellung im AK Block kontrolliert werden konnte. Zwischen den AOK- und den DM- Blöcken standen weitere Ordner. Mehr geht nicht, oder?
Ich muss sagen, ich fühlte mich als aktive Skaterin sehr gut von meinem Team betreut. Mein Jäckchen konnte ich ins Vereinszelt hängen, am Startblock wurde ich von Heiko und Iris begrüßt, das Band vor meinem AK-Startblock wurde von Ute und Martin gehalten, die Start-Nr. vom Ella kontrolliert. Sanne führte mich durch Programm und die Startvorbereitungen. Als Schiedsrichter stand MC an der Startlinie. Da soll noch einer sagen unser Verein tut nichts für seine Mitglieder!
Nachdem die Nationalhymne erklungen war, machte sich die übliche Nervosität vor dem Rennen breit. Schuhe zum x-ten mal schnüren, Nase schnäuzen, einen flüchigen Gedanken an die Toilette verschwenden und sich gegenseitig Glück wünschen...... los geht’s!
Das Feld der Damen bei den Deutschen Meisterschaften war mit insgesamt 74 Starterinnen sehr überschaubar. Als erstes gingen die Skaterinnen der Hauptklasse ins Rennen. In meiner AK 30 starteten nur 27 Skaterinnen. Die AK 40, 50 und 60 starteten gemeinsam einen Block hinter uns mit ca. 10 Damen. Somit war schon von vorn herein klar, dass es nur wenige große Gruppen und daher auch wenig optimalen Windschatten geben würde. Ich orientierte mich am Start nicht an den Spitzenfahrerinnen, sondern lies die Führungsgruppe ziehen und sortierte mich im Mittelfeld ein. Üblicherweise gehe ich das Rennen ja zu schnell an, um dann relativ schnell meine Gruppe zu verlieren. Das wollte ich diesmal vermeiden.
Kurz nach der Unterführung in Obertürkheim hatten wir zwar einige Mitstreiterinnen unserer Startgruppe verloren, dafür sammelten wir aber zurückgebliebene Fahrerinnen der ersten Startgruppe auf. Von hinten kam die Spitze der AK 40. So stellten wir bald eine recht große Gruppe und konnten gut Tempo machen. An der Spitze wurde zügig durchgewechselt, das Tempo war recht hoch, die Gruppe harmonierte. Die Abfahrt zur Schmiedener Straße ging ich vorsichtig an, musste dafür das Loch zur Gruppe wieder zufahren. Es folgte der nächste Anstieg. Ich musste wieder abreisen lassen. Mit zwei überholten Skaterinnen im Schlepptau sprintete ich den meiner Gruppe hinterher. Im Keefertal wurde es gemütlicher. Ich nutzte meinen Heimvorteil und umfuhr galant jeden Kanaldeckel. Die anderen fluchten, ich konnte was trinken. Bis dahin soweit alles bestens.
Kurz vor der Brücke nach Cannstatt überrollte uns jedoch das vordere Feld der im AOK-Lauf gestarteten Herren. Nun wurde es etwas chaotisch. Die Männer wollten absolut nicht einsehen, dass sie nicht vor oder zwischen die Frauen fahren dürfen. „Wir fahren in der Wertung für die DM, geht aus der Gruppe“, das interessierte die Herren nicht. „Wir haben genauso Startgeld gezahlt wie ihr“ kam es zurück. Danke für den Kommentar, dachte ich mir, hatte aber nicht wirklich Lust, mir während eines Wettkampfs Diskussionen über die Wettkampfordnung zu liefern. Mit Puls 180, über Brücken, in Kurven, über Straßenbahnschienen und dann noch solche Schwachköpfe. Ich war begeistert! „Zickenalarm“, dachten wir Damen uns und brüllten was ging um einigermaßen sicher weiter skaten zu können. Zum Glück war der Dynamik der Herren mit dem Anstieg an der Deckerstraße ein Ende gesetzt. Jetzt hatten sie auch was anderes zu tun als uns zu nerven.
Da Sprinten nicht gerade zu meinen Stärken gehört, wartete ich erst einmal ab, wie sich die Konkurrenz die letzten Kilometer einteilen würde. Entlang des Daimlerparkhauses fächerte die Gruppe auf. Zu früh dachte ich mir, ich warte lieber. Am Anfang der Zielgerade reihten sich letztendlich doch wieder alle Skaterinnen hintereinander auf, ich am Ende. Jetzt oder nie, also Zähne zusammenbeißen und losrennen. Die anderen waren durch das vorhergehende Manöver schon etwas außer Puste. So konnte ich ungestört rechts an der Gruppe vorbeifahren und als Dritte über die Ziellinie fahren. Juhu! Am Wasserstand erwartete mich Anne bereits. Eine Medaille abholen und los ging die Fachsimpelei mit den anderen Skatern.
Die kompletten Ergebnisse sind zu finden unter:
http://www.stuttgart-lauf.de.
Schnellester Skater des Speed-Team-Stuttgart bei den Deutschen Meisterschaften war Thilo Harich (36:15). Bei den Damen kam Annett Diedrich als erste in Ziel mit 42:44.
Nicht zu vergessen unser Andy: Da er keine Rennen mehr fährt startete er beim AOK Inline Halbmarathon und erlief sich mit einer Zeit von 36:16 (ups, da war Thilo doch noch eine Sekunde schneller....) Platz 2 der Gesamtwertung und „Ende gut alles gut“ bekam dafür einen weiteren Pokal für seine Sammlung!