Le Mans 2005

Moderatoren: Thilo, Moderatoren

Le Mans 2005

Beitragvon Thilo » 11 Jul 2005 10:44

Le Mans. Das ist Mythos pur. Tradition, Geschichte, Tragödien und Legenden. Stuttgart und seine Automobilteams verbinden mit Le Mans eine eigene, tragische Geschichte. Grandiose Siege für Zuffenhausen und Untertürckheim wechselten mit schmachvollen Niederlagen. Einer der schlimmsten Rennunfälle sorgte letztendlich für den kompletten Rückzug vom Renngeschehen. Die Silberpfeile verschwanden aus LeMans.

Das mussten wir ändern!

940 Runden, 4.168,9 km, 24 Stunden, 4,435 km Streckenlänge, 3,5% Steigung, 6 TNS Teams, 596 Teams insgesamt, fast 5.500 Skater, 02. – 03. 07. 2005, 24 Rolleurs du Mans.

O-Ton von Thilo nach dem Rennen:„Ich saß echt oben auf der Tribüne und die Skater fuhren vorbei, ich wusste nicht ob ich Schlafmangel hatte oder einfach nur total am Arsch war. Was ablief war nicht was ich sah – das war direkt an der Schlussrunde, eigentlich sollte man sich freuen, es ging nicht, es waren einfach nur Schmerzen…..“

Die Speed-TschiXX des TNS Frankfurt (Steffi Keppler, Nina Mutz, Monika Steinlehner, Doro Bader, Beate Hart, Antje Jung, Edda Vogt, Martina Weyhing und Nadja Wettklo) - dagegen im Freudentaumel bei der Siegerehrung. Freude pur! 2. Platz in der Frauen Gesamtwertung! Jeglicher Schmerz wird von der Freude verdrängt. Erhofftes, aber nicht erwartetes Ergebnis. Lohn sämtlicher Mühen und Schmerzen der Nacht und der vergangenen 24 h. Laut schreien wir unsere Freude auf dem Podest hinaus! Es war geschafft! Einen Pokal, 750.- € Preisgeld und für jede eine Rose samt Küsschen….. und das war „nur“ der zweite Platz. Bernd und sein „Old –Stars“ – Team hat in der Kategorie über 40 sogar das Rennen gewonnen !!!!! Herzlichen Glückwunsch – auch wenn es verdammt knapp war.. ;)) 161 zu 160 Runden. Die Mädels einen Platz hinter den Oldies in der Gesamtwertung. ?

Nicht zu vergessen und hier – und zwar groß und b r e i t – zu erwähnen ist, dass Thilo, Sven, Jan und das Team „United – Speed“ das beste deutsche Männerteam geworden sind. 16. Platz in der Gesamtwertung von insg. 596 Teams. 176 gefahrene Runden. Respekt ! Und das, zum 12., 13. Platz nur 1 Runde Unterschied . Super Leistung ! Auch hier herzlichen Glückwunsch!


Das Abenteuer Le Mans 2005 begann für uns aus dem Schwabenländle am 01.07. um 7.00 Uhr in der Eisbärenstr. 16 in Vaihingen. Die Autos wurden gepackt. Ella und MC hatten sich bereit erklärt uns 9 Stuttgarter (Jan, Sven, Thilo, Bernd, Zupf, Martina, Nadja und natürlich Ella und MC) bis zum Treffpunkt nach Saarbrücken zu fahren. Ein Auto fuhr mit Navi, das andere mit Fremdenführer (Nadja: das Kind der Weinstraße, erklärte ihren Mitfahrern Flora und Fauna der Region). Pünklichst um 10.15 Uhr waren wir an der Raststätte Goldenen Bremm. Wer war nicht da? Frankfurt! Zum Zeitvertreib fühlten wir uns genötigt, den mitgebrachten Prosecco halt eben gleich an Ort und Stelle zu vernichten. Kaum war die zweite Flasche geleert bog Frankfurt um die Ecke.

War an der Fahrt etwas besonderes? Ja, sie war besonders lang. Jovan, auch genannt Johann Lafer II. (und das nicht nur wegen des Vornamens…), fuhr extrem langsam. Was die ohnehin nicht wenigen Kilometer die noch vor uns lagen, nicht unbedingt kürzer machte. Lockere 800 km. Freuten wir uns doch, als wir auf der Autobahn erstmals „Le Mans“ angeschrieben sahen. Doch so waren es immerhin noch 146 – Johann Lafer II. – km. Will meinen, mindestens, wenn nicht noch mehr an Stunden. Auch die Fahrt von der Autobahnabfahrt Le Mans zum Campingplatz – ja wir haben sie wirklich auch mal erreicht – gestaltete sich interessant. Geschätzte 3 km Luftlinie verwandelte Johann (der Schreckliche??) mühelos in mehr als eine Stunde Fahrt…

Zum Glück erwartete uns Saki mit bereits aufgebauter Küche. Also, alle Mann an die Zelte und aufbauen. Ein Kücheteam hatte sich schnell gefunden und schon bald kochten die Nudeln in der Pfanne. Senf??? Löwensenf? Natürlich! Geschnetzeltes in Senf-Sahne Soße, hat man das schon gehört? Man kann sich auf jeden Fall nicht beschweren, dass zuwenig Senf in der Soße gewesen wäre (gerüchteweise wurde auch Knorr Salatwürze mit verkocht, sorry Saki :-). Nadja als Vegetarierin ist natürlich auch nicht verhungert … nur so am Rande. Vernünftigerweise und gezeichnet von der 14–stündigen Fahrt begaben wir uns zeitig in unsere Schlafsäcke. Sogar Emu! (der sich bei den Franzosen von Gegenüber heimlich gut abgefüllt hatte) Trotz Ohrstöpsel war es eine recht laute Nacht. Wir hatten das Gefühl unsere Nachbarn sitzen direkt in unserem Zelt. Party, Lärm , Geschrei…. Um ca. 3 Uhr war wohl Ruhe. Der so dringend für „die Dinge die da kommen sollten“ benötigten Erholung stand nun endlich nichts mehr im Weg…..

Ausschlafen? Eher nicht. Saki, der nach eigenen Angaben unter „seniler Bettflucht“ leidet, war wohl schon zu Unzeiten wach, der Rest der Mannschaft folgte bald. Macht sich da etwa Nervosität breit …??!?!? Oder lag es am gar fürstlichen Frühstück, incl. Eier, Croissants, Schokocroissants, frisch duftendem Kaffee und strahlendem Sonnenschein. Nach der Tristesse und dem Regen des Anreisetages eine wirkliche Seelenmassage. Kurz und gut:

Das Rennen konnte kommen!

Sobald die Frühstücksutensilien gespült und weggeräumt ihren Platz gefunden hatten, war „Rennsetup“ angesagt. Statt Croissants und Kaffee belagerten jetzt Skates, Rollen, Lager und Schaumstoff die Tische. Alles für ein gutes Rennen….

Was folgte war die Teambesprechung mit Dirk und Saki. Jeder wurde in sein Team eingeteilt. Die Teamkapitäne wurden benannt. Die Fahrer zugeordnet. Dann wurden die Team – Trikots und Startnummern verteilt. Großer Jubel! Die Shirts waren sooo schön! Ein Bild, ein Bild1 Letzte Anweisungen zur Taktik und Rennablauf wurden besprochen.

Einige Leute starteten direkt zur Skate – Parade durch Le Mans. Manche mit Glück, sprich noch pünktlich. Für andere war schon die Suche nach dem Feld in Le Mans und den Vororten ein reiner Sprint bzw. gutes Aufwärmtraining. Thilo (wie immer spät dran), wie war das noch genau?

Der Rest des Tams begab sich zum Zwecke der „Boxensicherung“ incl. sämtlichem dort benötigtem Material (Biergarnituren, Getränken, Bananen, etc..) vor die Tore des Motodroms. Hier war „Wer – zuerst – kommt – malt – zuerst“ angesagt. Das heißt, wer zuerst kommt hat mehr Platz in der Box. Diese sind nämlich nicht wirklich groß. Und für 10 Teams á 9 Fahrer schon fast eine echte Herausforderung. Wie auch immer, Stuttgart war an der Front. Über 1 ½ Stunden standen sich – Sven und Nadja – zusammen mit den Teamkollegen in der prallen Sonne die Beine in den Bauch bis dann endlich die Tore geöffnet wurden. Echt clevere Vorbereitung für ein 24 h – Rennen, oder ? Wie auch immer. Gegen 6 TNS – Teams hatten 4 französische Einzelteams nicht wirklich eine Chance. Wir geben es ja zu ;-)

Nach der Skate – Parade durch die Vororte von Le Mans, war um 14.30 Uhr die Sprintwertung zur Ermittlung der „Startaufstellung“ angesagt. Es soll Teilnehmer gegeben haben, die es nach einer etwas „unfreiwilligen“ Stadtbesichtigung nur per Anhalter pünktlich zum Rennen geschafft haben, gell Martina? – Naja, so lernt man Land und Leute kennen.... und hässlich war die Mitfahrgelegenheit auch nicht…;-). Wie dem auch sei. Alle waren pünktlich geschniegelt und gebügelt in der Boxengasse.

Für das Männerteam „United – Speed “ hatte Thilo die Ehre, den traditionellen „Le Mans Start“ in Angriff nehmen zu dürfen. Will heißen, die Skates liegen gemäß der in der Sprintwertung (einmal die Zielgerade hinunter „Haste waste Kannste“, ca. 300 m) ermittelten Reihenfolge eines Sprinters jedes Teams auf der in Fahrtrichtung gesehenen linken Seite. Die dazugehörigen Besitzer, sprich Skater – stehen auf der rechten Seite. Sobald der Startschuß erfolgt ist, rennen alle Skater zu ihren Skates und ziehen sie so schnell wie möglich an und rennen wie vom Teufel gehetzt das erste Mal den Dunlop – Hügel hoch. Wohl gemerkt, beim ersten Mal tut’s hier noch nicht weh….

Das Rennen hat begonnen.

24 h Sprintwertung pur. Jeder nimmt seine nächste Runde so Ernst als ob es die Letzte wäre. Jeder will eine gute Zeit zum Teamerfolg beisteuern. Keiner will der Langsamste sein. Ein Hauch des Mythos´ Le Mans weht durch die Boxengasse.

Martina: „Donnerstag konnte ich auf inlinenews lesen, dass mein Team einen Platz auf dem Podium anstrebt“ Nadja:“ Im Bus waren mir Gerüchte zu Ohren gekommen, dass die „TNS – Speed-TschiXX“ einen Platz unter den besten drei bis fünf Teams der Frauen – Gesamtwertung durchaus erreichen könnten“. SO hatten wir uns die erste Teilnahme in Le Mans eigentlich nicht vorgestellt. Auf Leistungsdruck und Erwartungshaltung waren wir nicht wirklich eingerichtet. Aber einmal vor Ort und von der Atmosphäre gepackt waren alle Bedenken (im wahrsten Sinne des Wortes) vom (Gegen)Winde verweht….

Das Procedere im Rennen selbst ist eigentlich schnell erklärt. Pro Team – 9 Läufer – gab es zwei Chips. Jeder, der seine Runde zu Ende gelaufen hat, hat seinen Chip an den nachfolgenden Läufer weitergegeben. Eigentlich nicht so schwer, sollte man denken. Komisch wird es nur in solchen Momenten, in dem sich zwei Teamkollegen in der Wechselzone auf ihre nächste Runde vorbereiten und dann feststellen, dass sie BEIDE! je einen Chip ihres Teams um den Fuß tragen. So weit ja nicht tragisch, aber welchen Chip hat dann bitte Anthony auf der Strecke gerade um?!?!?!? Emu „ja Saki, dann fährst du wohl mal los…“ ;-))

Zugegeben, kleinere „Wechselpannen“ gab es auch, aber im Großen und Ganzen lief es bei den 939 durchgeführten Wechseln in den 940 Runden der 6 TNS Frankfurt – Teams echt gut. Dadurch, dass immer 6 TNS – Läufer in der Wechselzone auf ihre Ablösung warteten, haben 12 Augen mitgeholfen, die weißen Shirts mit den grau – schwarzen Aufdrucken (manch ein Teilnehmer deklarierte es auch als Hosenträger – Design) aus der Masse der Skater rauszupicken und bei Erkennen aus Leibeskräften zu brüllen und sich bemerkbar zu machen. Mit der Zeit hat man seinen Wechselpartner am Stil und Helm erkannt. Manch einer genoss die netten An-, und Ausblicke auf seine Wechselpartnerin, gell MC ?!??!

Während den „Pausen“ wechselten wir uns innerhalb der 9er Teams mit Zeitnahme, Wasser bringen, Kaffee kochen, Baguette schmieren und Pasta kochen ab. Der ein oder andere döste in der Box vor sich hin.


Es war abwechselnd Rennen bis zum Umfallen, Zeiten nehmen und aufschreiben, regenerieren, schlafen und „wieder wach werden für die nächste Schicht“ angesagt. Der Gegenwind hat in der Nacht merklich nachgelassen. Dafür hat die Müdigkeit und der Bio – Rhythmus gnadenlos zugeschlagen. Trotz Nudeln zu jeder Tages-, bzw. Nachtzeit (ok, nicht immer unbedingt warm) fuhren wir nicht unbedingt Bestzeiten. Unser Jan ausgenommen. Nachtaktives Tier ?!? Höhentraining im Voralpenland ??!?!?! Der Berg, bzw. der Dunlop – Hügel wurde Nachts doch auch nicht flacher….

Für die meisten ging es im „2 Stunden – 3 Skater“ – Rhythmus durch die Nacht dahin. Immer den Berg rauf (falls das einer mal vergessen haben sollte). Skaten, Chip übergeben, Zeiten aufschreiben und wieder skaten. Schnell waren die 2 Stunden vorbei. 4 Stunden Pause. Wenn man es gut erwischt hatte. MC und Zupf im „All Stars“ – Team waren leider nur 7 Skater. Hier mußte die Taktik quasi stündlich gewechselt werden. Am Ende waren nur noch 6 Skater im Einsatz. Da war eine Pause von 4 Stunden zwischen zwei Einsätzen für sie purer Luxus. Der Turnus der Truppe war eher 2 Stunden fahren, eine Stunde Pause, zwei Stunden fahren, zwei Stunden Pause. An dieser Stelle maximaler Respekt an diese Truppe. Sie haben in der „Hamster – im – Laufrad – Wertung“ definitiv mit Abstand den ersten Platz „erlitten“ !!?!?! 150 Runden mit sechs Läufern. (Ja MC ich weiß, die ein oder andere Runde wurde „ausgeholfen“) Aber das hat eure Nicht – Pausen auch nicht verlängert, oder ?

MC und Zupf fuhren von 23 Uhr bis 0 Uhr und dann wieder ab 2 Uhr. Martina, Thilo und Sven hatten die Schicht von 0 - 2 erwischt. Nadja und Bernd die von 2 bis 4.

Nadja „Im nachhinein habe ich das Gefühl, dass irgendjemand anderes für mich diese Runden gefahren ist. Es erscheint alles recht merkwürdig und unrealistisch. Nachts war zwar weitaus weniger auf der Strecke los. Auch war es – nach drei Stunden Schlaf im kuscheligen Schlafsack im Zelt – weitaus weniger kalt als gedacht. Die angezogenen Speed – Team Jacken und Ärmlinge wurden noch vor, bzw. nach der ersten „Nachtschicht“ – Runde wieder ausgezogen. Die laut in der Boxengasse rund um die Uhr dröhnende Musik weckte die müden Muskeln allerdings nur langsam auf.“

Martina: „die schlimmste Runde war für mich um 6 Uhr nach der Schlafpause. Irgendwie hatte keiner daran gedacht mich zu wecken. So wurde ich um 5.30 Uhr aus dem Tiefschlaf gerissen! Schnell raus aus dem Zelt, Kontaktlinsen rein, loslaufen Richtung Rennstrecke. Dirk trottete mit quasi geschlossenen Augen hinter mir her.

In der Box umziehen (wir hatten die Skatesachen dort gelassen, auf dem Zeltplatz trocknete während der Nacht das durchgeschwitzte T-Shirt nicht mehr). Raus in die Wechselzone. Kurze Orientierung: die Reihenfolge in unserer Dreiergruppe wurde gewechselt, damit unsere schnelle Nina am Ende der Schicht noch eine Runde laufen konnte. Also Beate war schon unterwegs, meinen Chip bekam ich von Nina. Aufstellen an der Strecke. Noch 2 Minuten ruft mir Antje zu. Jetzt hätte ich gerne einen Kaffee - am besten von Starbucks ?. Wunschdenken. Nina steht neben mir und sucht die ankommende Beate (bei dem Floh garnicht so leicht). Da ist sie, los geht´s. Rennen, umdrehen, Blickkontakt mit Beate suchen, Stab übernehmen, Gas geben.

Es ist überraschend warm, die Armlinge kann ich nachher gleich wieder ausziehen, denke ich mir. Kurz nach dem Startbogen beginnt schon der Berg. Oh je, ich spüre meine Beine schon jetzt. Tief atmen. Wenn ich jetzt einmal oben bin, brauche ich nur noch 3 mal hoch. Puh. Ach, es ist gar nicht so schlimm. Bin schon halb oben. Jetzt noch die Linkskurve, gleich wird es flacher. Hände auf den Rücken. Ausatmen. Durch den Dunlop-Bogen.

Juhu Abfahrt. Puls runter bringen, in die Knie gehen. Nach der zweiten Abfahrtskurve stehe ich voll im Wind. Hilft ja nichts, ich trete los, langer Abdruck, vielleicht finde ich ja noch einen Windschatten. Ist leider nicht. Zwei weitere Schlenker, ich sehe schon die Tribünen. Rechtskurve , Linkskurve, letzte Biegung. Ich laufe auf die Boxengasse zu. Wo steht Nina. Ich wedele mit dem Staffelstab. Übergabe, ausrollen, rechts rein, hinter die Wechselzone, schnell den Chip an Beate übergeben. Ausschnaufen, was trinken, wie war meine Zeit? Beate noch 5 Minuten, ruft Antje. Das Ganze beginnt von vorn.“

MC: „wir gestehen (Zupf und ich): nach unserem turn von 23 – 0 Uhr haben wir geduscht. Das war grandios, nachdem man so verschwitzt war – und die „Norm günstig stand“, d.h. die Duschen frei waren. Danach noch ein paar kalte Nudeln un ein kühles „Kronenberg 1664“ und ab in die Falle bis 2 Uhr. Ganz „unvergesslich“ auch der erste Kontakt mit den noch feuchten Klamotten – angefangen von der feuchten Hose über das verschwitzte Leibchen zu den fußschweißgetränkten Socken und Skates – das ganze noch abgerundet mit süßlich stinkenden Handschonern und einem gut getränkten Helm.“

Um 12 Uhr wurde von den meisten Teams die Taktik gewechselt. Die Speed-TschiXX fuhren in den bewährten 3er Teams jeweils eine Stunde weiter, die anderen Teams wechselten einfach komplett durch. Die All-Stars schickten denjenigen auf die Strecke, der noch irgendwie power hatte (im Zweifelsfall eben Emu).

United-Speed feilte an seiner Taktik: nach der unglaublich schnellen Runde von Sven, gefahren im Windschatten der … da ist das Wort wieder… Spitzengruppe, kam den Jungs der Gedanke alle Läufer so zu timen, dass der Wechsel zeitgleich mit dem Läufer der Spitzengruppe erfolgt. Naja, nach so einer schnellen Runde kommt meist der umso schnellere Einbruch in der nächsten Runde. Diese Taktik wurde wieder verworfen (Gott sei Dank, gell Thilo?).

Aufgrund der Hitze wurde es jetzt vor und in der Box recht voll. Ständig wurde Wasser in die Wechselzone getragen. Zupf: „die Temperaturen stiegen unaufhörlich. Der Berg hoch zur Dunlop Kurve schien von Runde zu Runde steiler zu werden. Beruhigend nur, dass andere noch heftiger schnauften und geradezu den Berg rauf krochen. Die heiße Luft brennt in den Bronchen. Man freut sich nur noch auf die Abfahrt danach. Ab dem Dunlop Bogen Vollgas, ab in die Hocke und wie im Rausch um die Kurve. Nur nicht zu früh freuen, denn im Infield blies der Wind unbarmherzig von vorn. Da hilft nur Windschatten suchen und klein und hässlich werden. Der geniale Asphalt und die Aussicht auf 15 Minuten zum Ausruhen in der kühlen Box machen die letzten Meter erträglich. Jetzt nur noch MC in der Menschenmasse finden, dann ist es geschafft …. Vorerst“. Und dein Fazit nach LeMans? „Ich brauch mehr Training!“

In den letzten 15 Minuten durfte lt. Reglement nicht mehr gewechselt werden. Jedes Team schickte daher seinen schnellsten bzw. die noch fittesten Skater auf die Strecke. Zudem darf die letzte begonnene Runde vor 16 Uhr komplett durchgefahren werden und zählt dann noch für die Wertung. Sprich, es galt die letzte Staffelübergabe so zu timen, dass es für den Schlussläufer möglichst noch für 3 Runden reichte. Gesagt getan. Auch wenn Jan in seinem Enthusiasmus fast den Schlussläufer seines Teams durch einen Anschub quer über die Bahn schleuderte und so fast noch aus dem Rennen eliminierte!

Diese letzten Runden live an der Strecke zu erleben, war für uns alle ein weiteres highlight der 24 Stunden. Diejenigen, die nicht skateten, saßen und standen an der Mauer hinter der Wechselzone. Die Musik dröhnte. Es war tropisch heiß. Der Stadionsprecher feuerte die Läufer an (vermuten wir zumindest, ne parle pas francais, leider). Kam ein Skater unserer Teams vorbei, gab es die La Ola, für alle anderen Skater natürlich ebenfalls Gebrüll und Anfeuerungsrufe. Wir waren alle soooo glücklich, die 24 Stunden so bravourös überstanden zu haben.

Keine schlimmen Verletzungen, beste Versorgung mit Wasser, Kaffee, Pasta, Baguette, Riegel etc. Tag und Nach, super Organisation (größtes Kompliment an Saki, Dirk, Frank und all die Helfer im Hintergrund!), jede Menge Spaß und gute Stimmung im gesamten TNS-Team, – was will man mehr! Und dann der 2. Platz für die Mädels, die Siegerehrung, ohne Worte: Die Speed-TschiXX im Freudentaumel - siehe Anfang des Berichts ?

Übrigens: Das Abenteuer Le Mans 2005 endete für uns Stuttgarter am 04.07. um 23.00 Uhr in der Eisbärenstr. 16 in Vaihingen.


Stuttgart, 08.07.2005

Chefredaktion: Nadja
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Redaktion: Thilo, Zupf, MC
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Beitragvon Thilo » 12 Jul 2005 11:07

Bericht von Bernd Gutöhrlein


Sonntag 14.00 Uhr; Le Mans; Bugattiring:

Die Sonne brennt gnadenlos vom wolkenlosen Himmel. Eigentlich das ideale Wetter um gemütlich im Schatten zu liegen und zu dösen, aber garantiert nicht, um auf einer schattenlosen Rennstrecke mit den Skates neuen Rekorden nachzujagen.

Mit jeder Runde wächst der Hügel hoch zur Dunlopbrücke um ein paar Meter, wird die Steigung immer größer, steigt die Lufttemperatur um ein paar Grad, werden die Skates immer schwerer, die Blasen an den Füssen immer größer und schmerzhafter, die gefühlten Rundenzeiten immer länger und der innere Schweinehund quält dich immer penetranter mit der Frage – weshalb tust du dir die Quälerei eigentlich an?

Ja weshalb eigentlich? Was ist der Mythos von Le Mans der dazu führt, dass man eine Anreise von 13 Stunden und anschließend 24 Stunden Quälerei in Kauf nimmt?

Gentlemen start your engine! Die Fahrer sprinten auf die gegenüberliegende Straßenseite zu ihren Rennwägen und das legendäre 24h Rennen beginnt. Dieses Bild aus den 50er Jahren prägt den Mythos von Le Mans. In Anlehnung an diese Tradition starten heute auch die Inlineskater ihr 24h Rennen.

Maximal 10 Skater bilden ein Team, die Startaufstellung wird durch einen 400m Sprint ermittelt. Der Startläufer jedes Teams rennt in Socken quer über die Rennbahn, zieht so schnell wie möglich die Skates an und startet den Staffellauf, welcher dann erst 24 Stunden später endet.

Im Vorfeld wird schon die vermeintlich beste Renntaktik heiß diskutiert. Wer wechselt auf wen, was sind die optimalen Wechselintervalle, wie groß sollten die Ruhepausen sein? Mit dem Startschuss entwickelt sich eine pure Rennatmosphäre. Adrenalin jagt nicht nur durch die Adern man kann es förmlich riechen. Die Rundenzeiten jedes Einzelnen werden mit der Stoppuhr ermittelt, akribisch im Rennbuch notiert, die erwartete Ankunftszeit des Teammitgliedes im Minutentakt angekündigt. Der Rückstand zum vor uns liegenden Team und der Vorsprung zum hinter uns liegenden Team stündlich von der großen Anzeigetafel abgelesen. Jedes mal beim Staffelwechsel die prüfenden Blicke des Teamkollegen., ist der Chip dran, der Helm auf. In der Masse der Skater taucht dann der Teamkollege auf, ein kurzer Zuruf oder Wink, der Teamkollege sprintet los, der Staffelstab wird übergeben und der Nächste entschwindet Richtung Dunlopbrücke aus dem Blickfeld. Eine Prozedur die sich nun für die nächsten 24 Stunden alle 7 bis 8 Minuten wiederholen wird.

Bei 600 Teams und knapp 6000 Teilnehmer herrscht nicht nur in der Boxengasse sondern auch im kompletten Start-Zielbereich ein emsiges Treiben. Rollen werden gewechselt, Lager gereinigt und neu geölt, Beine und Rücken werden massiert, einige fahren sich auf Standfahrrädern für die nächste Runde warm, andere wiederum ruhen sich in mitgebrachten Hängematten aus, die wie Schwalbennester an den Boxenwänden kleben. Hektische Aktionen gibt es jetzt nur noch dann, wenn ein Skater seinen Wechselpartner nicht findet.

Gegen Abend kommt immer mehr Routine in die Wechselaktionen. Auch die ersten Anzeichen von Müdigkeit reduzieren die Betriebsamkeit. In der Nacht kommt dann eine ganz andere Atmosphäre in der nun beleuchteten Rennstrecke auf. Eine eigentümliche Ruhe hat sich auf die Rennstrecke gelegt. Der Anstieg hoch zu der in blau angestrahlten Dunlopbrücke mit dem gelben Mond im Hintergrund gibt ein geradezu surrealistisches Bild wieder. Es wirkt wie ein Himmelstor durch welches man hindurchschwebt um anschließend von einem leuchtenden Lindwurm zurück zur Boxengasse geführt zu werden. Der Sonnenaufgang bringt dann das ursprüngliche Leben wieder zurück. Die Rennpausen haben kaum Erholung gebracht, was sind schon 2 Stunden Schlaf bei der Anstrengung die hinter einem liegt. Das ersehnte Rennende rückt jedoch immer näher. Die letzten Kraftreserven werden mobilisiert, die letzte eigene Runde herbeigesehnt.

Die Rennatmosphäre steigert sich dann die letzten 20 Minuten dann nochmals. Die Boxengassen sind nun geschlossen, kein Wechsel ist mehr erlaubt. Alle Teammitglieder und Betreuer stehen auf der Boxenmauer und treiben die Skater unter frenetischem Beifall in ihre letzten Runden. Die letzten 10 Sekunden des Rennens werden aus 6000 Kehlen lautstark heruntergezählt. Endorphine breiten sich aus und lassen die Schmerzen und Qualen schnell vergessen.

Keiner der 9 Stuttgarter hat die Teilnahme bereut. Wiederholungstäter wird es mit Sicherheit wieder geben, bei den Erfolgen der 6 Teams an denen wir beteiligt waren kommen da keine Zweifel auf.

Die 1. Frauenmannschaft auf Platz 2
Die 1. Seniorenmannschaft auf Platz 2
Die 2. Seniorenmannschaft auf Platz 3
Die 1. Männermannschaft auf Platz 16 und damit beste deutsche Mannschaft.

Auch die beiden anderen Teams haben sich wacker geschlagen und vordere Plätze belegt.
Thilo
 
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