Eisschnelllaufen-wie geht´s ?

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Eisschnelllaufen-wie geht´s ?

Beitragvon isbjörn » 04 Dez 2005 11:27

Hei,
ich habe ein paar Fragen. Kurz zu meiner Person: speedskater seit fast 8 Jahren, für mich ganz passable Zeiten. Begeisterter Inline- und Eishockey-spieler.
Nach Jahren habe ich mir jetzt einen Traum erfüllt: Eisschnelllaufschuhe (mit Klappkufe).
Tja, und da zieh´ich die Dinger das erste Mal an und geh´auf´s Eis und es geht gar nicht. Die Dinger haben eine Traktionskontrolle wie meine ersten Schlittschuhe, mit denen ich vor Jahren (aus Unkenntnis) ohne Grundschliff auf´s Eis ging. Nur, daß meine speedskates dieses Mal geschliffen waren, habe das gleich von einem erfahrenen Eisschnellläufer überprüfen lassen.

Also, woran liegt es ?

Grüße

isbjörn
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Beitragvon xerxes » 04 Dez 2005 15:24

@isbjörn
Luschtig gell, da denkt man, man könnte eislaufen und dann sowas... keinen Halt in den Dingern, Schrapgeräusche beim Laufen, beim Gleiten wackeln die Beine wie ein Lämmerarsch und der Frust, dass alle schneller sind.
Ging mir vor drei Jahren genau so. Doch ich hatte das Glück, dass sich gleich ein paar Leute, die inzwischen liebgewonnene Vereinskameraden geworden sind, intensivst um mich gekümmert haben.
Der fehlende Hohlschliff an der Kuve macht einem zu Anfang schon ganz schön zu schaffen, doch wenn Du ersteinmal etwas sicherer auf der Außenkante stehst, dann wird der Spaß schon kommen. Leider stellt sich ein Erfolgserlebnis wie auf der Rolle erst später ein. Doch wenn Du die Möglichkeit hast, Dich einem Verein mit einem Trainer anzuschließen, dann wirst Du auch bald die Weihen des Gleitens und der Kurvengeschwindigkeiten erfahren.
Good luck
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Beitragvon isbjörn » 06 Dez 2005 21:46

@ xerxes

Vielen Dank für die Info. Da hilft also nur: Üben, üben und nochmals üben.

Ja, ich wollte mich dem hiesigen Club anschliessen. Bekanntestes Mitglied übrigens: Øystein Grødum! ( http://www.grodum.com/meritter.php )

Viele Grüsse aus Norwegen !

isbjörn
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Beitragvon Romka » 07 Dez 2005 22:57

@jisbörn,
hatten wir hier so viel schnie wie bei Euch, hätte ich lieber Skilanglauf gefahren :D
Den Ihr seid die besten in der Welt in d. Gebiet, obwohl Deutsche Manschaft letzte Zeit immer wieder vorne dabei ist.
Wir haben in Februar 111 Runden schau doch mal vorbei :wink:, den Xerxes ist auch dabei
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Beitragvon funky » 20 Dez 2005 11:17

noch mal ne Frage an die Eis-Experten, warum hat die Eisschnelllaufkufe denn eigentlich keinen Hohlschliff, bzw. worin liegt denn der Vorteil des anderen Schliffs? Längerer Abdruckweg?

Gruß
Frank
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Beitragvon Thomas » 20 Dez 2005 15:35

Ich bin ja nicht der Kufenexperte aber trotzdem die blöde Antwort: Weil ein flacher Schliff völlig reicht. Ein Hohlschliff würde sich während der Gleitphase nur unnötig ins Eis fressen. Außerdem hast du am Ende des Abdrucks einen "Grip", von dem du auf Rollen nur träumen kannst.

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Beitragvon xerxes » 20 Dez 2005 19:49

Ich glaube, dass es mehrere Gründe hierfür gibt, bedenkt man, dass die Kufe nur einen Durchmesser von ca. 1,3-1,5 mm hat, wäre wohl ein Hohlschliff nur schwierig sauber hin zu bekommen. Möglicherweise liegt es aber auch daran, dass man auch im 18. Jahrhundert noch nicht in der Lage war einen guten Hohlschliff hinzubekommen.
Es wird wohl viele Theorien geben.
Eine könnte auch ein physikalischer Ansatz sein. Bekanntlich besteht Eis aus Wasser und hat seine höchste Dichte bei 4°C. Übt man auf Eis eine gewichtsabhängigen Druck aus, so verändert sich die Molekularstruktur zu einer höheren Dichte. Dadurch verängert sich auch der Agregatzustand. Soll heißen, das Wasser verflüssigt sich bei geichem Temperaturniveau. Verringert man die Flächenauflage bei gleichen Druckverhältnissen, beschleunigt sich dieser Vorgang. Nun kommt es nur noch darauf an, die Faktoren Auflagefläche, Gewicht und Umgebungs- bzw. Eistemperatur in das Richtige Verhältnis zu bringen und man/frau wird einen optimalen Gleiterfolg haben.
So scheint die Schienenstärke von 1,3-1,5mm der Kompromiss zwischen Einschneiden und Reibung zu sein, zumal der Gleitvorgang immer nur auf der Innen- oder Außenkante stattfindet und somit eine wesentlich geringere Oberfläche als beim Hohlschliff vorhanden ist.
Der Vorteil des Hohlschliffes wird wohl nur in der Wendigkeit zu suchen sein.
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Beitragvon funky » 21 Dez 2005 09:46

Danke für die Antworten, hab mir da bisher nie Gedanken drüber gemacht, nur zugeguckt ;-) d.h. dann auch, ich stehe auf einer Eisschnelllaufkufe immer entweder auf der Innen- oder Aussenkante und nie mittig?

Gruß
Frank
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Beitragvon shorty » 21 Dez 2005 11:13

Hi Funky,

mittig schon... für nen möglichst kurzen Moment beim Wechsel von Außen- auf Innenkante (sonst müsstest Du ja springen :wink: ).
Aber wenn Du beim Skaten daran gewöhnt bist gerade und senkrecht, also wie Du sagst mittig aufzusetzen (bitte keinen Krieg über die verschiedenen Technikansätze!), dann wirst Du aufm Eis erstmal große Augen machen... da gibts kein halten mehr! Denn alles ohne Kanteneinsatz ist aufm Eis aus irgendeinem Grunde so rutschig :wink:

Ging mir so... nach einigen Trainingswochen komm ich allerdings schon deutlich besser auf die Außenkante.
Warte Chad... Dich versohl ich!
:twisted:

Christoph
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Beitragvon funky » 21 Dez 2005 11:34

Huhu Christoph, mit dem kurzen Moment beim Wechsel ist schon klar. Wir gehen ab und an "normal" Eislaufen und da hab ich mich am Montag halt gefragt warum es denn beim Schnelllauf eigentlich anders ist, jetzt hab ich es auch verstanden :roll: Interessieren würd mich natürlich auch mal wie es sich anfühlt aber da werd ich wohl diesen Winter nicht zu kommen...na vielleicht im nächsten ;-)

Gruß
Frank
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Beitragvon xerxes » 21 Dez 2005 12:22

Es fühlt sich geil an und hat so gar nichts mit INLINESKATEN zu tun, obwohl man meinen könnte, dass der Bewegungsalauf der gleiche wäre.
Die Haltung ist extremer und die Kompression in der Kurve kommt bei Geschwindigkeiten um 50 km/h spielend auf 2-3G. D.h. die Oberschenkel kommen ziemlich schnell an ihr Limit (zumindest bei mir). Technik ist hier gefragter als auf der Rolle. Falsche Hüftstellung in der Kurve bedeutet veränderte Fliehkraftverhältnisse und führt bei höheren Geschindigkeiten zum Sturtz. Und trotzdem ist es ein super Gefühl nach voller Beschleunigung in die Kurve zu fallen zu und sich auf den Griff der Innen-Kante zu verlassen. Probierts aus, wenngleich anfangs sehr viel Geduld vorausgesetzt werden muss. Bei mir ist es die dritte Saison und endlich laufe ich nicht mehr allen hinterher.
So long
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Re: Eisschnelllaufen-wie geht´s ?

Beitragvon RedBaron » 13 Nov 2011 20:00

Das Aufsetzen auf Außenkante ist nur dazu da, die Anfangsrichtung zu geben.
Der geringste Gleitwiderstand liegt beim Fahren auf "Schneide" vor, also beim gerade auf der Kufe stehen. Da man dann aber ohne Probleme auch 90° seitlich driften kann (Planschliff, geht mit keinem Hockeyschuh), gibt man dem Körper mit dem Aufsetzen auf Außenkante so besser die Richtungt vor.
Der Abstoß mit Innenkante erzeugt den nötigen Schub.

Eisschnellauf ist nicht mit Inlineskaten zu vergleichen, ich würde sagen, es ist mindestens dreimal schwieriger zu erlernen.
Der Inlineskater kann sehr viel mit den Rollen korrigieren, der Eisschnellaüfer fährt nur dorthin, wo er seinen Körper unter Beachtung der Physik hingeschickt hat.
Kleinste Fehler beim Aufsetzen, Winkel oder Bewegung werden sofort brutal bestraft.

Dafür ist das Gleiten auf dem Eis mit absolut nichts zu vergleichen und bei Stürzen knallt der Kopf meistens nicht gleich auf den Asphalt (Eis nimmt durch Rutschen den Aufschlagimpuls besser weg).
Alles zu retten, muß alles gewagt werden. F. v. SCHILLER
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Re: Eisschnelllaufen-wie geht´s ?

Beitragvon consta » 15 Nov 2011 16:37

Ein schöner Thread, ich konnte vieles nützliches über Eisschnelllauf hier rauslesen. Ich versuche seit Anfang Oktober Eis zu bezwingen, und ich muss sagen – mich freut es zu wissen, dass die Probleme, mit denen ich zur Zeit kämpfe scheinbar für alle typisch sind. Sonst hätte ich schon fast gedacht, ich sei zu doof dafür. Es ist schon ein blödes Gefühl - man denkt "ich kann doch skaten", dann macht man erste Schritte auf dem Eis und stellt fest, dass man gar nichts kann. Ich selbst habe meine Unfähigkeit mich auf dem Eis zu bewegen prompt mit den "schlecht oder gar falsch geschliffenen Kufen" erklärt, bis mir klar wurde, dass Eisschnelllauf auch erstmal erlernt werden muss ;)
Dass Eislaufen mit Inlineskaten nichts gemeinsames hat, das würde ich dennoch in Frage stellen. Ohne ein paar Jahren auf den Rollen würde ich wahrscheinlich immer noch in Kurven mit gestreckten Beinen und ohne übersetzen laufen. Klar, Inlineskaten macht keinen automatisch zum Eisschnellläufer, aber hilft bestimmt schon, oder? Was mich zur Zeit auch interessiert, wie hilfreich ist eigentlich Eisschnelllauf beim Inline-Training? Kann ich davon ausgehen, dass wenn ich meine Technik auf dem Eis verbessere, gewinne ich auch irgendwas technisch gesehen auf den Rollen? Wobei falls nicht – bin trotzdem nicht traurig. Eisschnelllauf macht auch so riesig Spaß.
Was mich noch fasziniert, wie leise die Profis auf dem Eis gleiten. Es sieht so toll aus, bei mir hört man dagegen ständig irgendwelche Kratzgeräusche, und ich werde sie nicht los. Vorteil ist - man hört immer, dass ich komme, aber es ist dennoch irgendwie peinlich ;)
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Re: Eisschnelllaufen-wie geht´s ?

Beitragvon xerxes » 15 Nov 2011 18:29

Ich glaube es gibt mehrere philosophische Ansätze bei der Frage ob und in wie weit Eisschnelllauf etwas für Speedskater der Rolle bringt.
Früher war es Eisschnellläufern sogar verboten im Sommer mit Inlines unterwegs zu sein.
In unserem Verein, unserer Abteilung sind Eisschnellläufer und Inliner in trauter Zweisamkeit. Die sonst so starken Inliner shen aber auf dem Eis keinen Stich.
Woran mag das liegen,sehen doch für den Laien die Bewegungsabläufe ähnlich aus?
Ich denke es gibt einen großen unterschied; während der Inlineskater recht dynamisch versucht über die ganze Breite seiner Schiene einen Abdruck zu bekommen, um dann wieder auf den anderen Fuß zu wechseln.
Beim Eisschnelllauf wird mit dem ganzen Körper während des Abstoßes auf das ursprünglich unbelastete Bein gefallen. Eine Technik die man nur als sehr guter Motoriker allein hinbekommt. Hier ist in jedem Fall ein Trainer von Vorteil.
Eine Erkenntnis bleibt. Inlineskater, die nicht auf der Bahn oder dem Eis trainieren sind häufig an schlechter Kurventechnik zu erkennen. Falsche Hüftstellung, damit verbundener Raustrieb aus der Kurve, den Scheitelpunkt nicht treffen können, um rechtzeitig die Beschleunigung einzuleiten und möglichst viel Schwung aus der Kurve mit zu nehmen.
Ich bin mir sicher, dass man bei guter Anleitung vom Eis viel Technik auf die Rolle mit nehmen kann. Muskulär sehe ich das nicht unbedingt so. Während auf dem Eis viel die Haltemuskelatur beansprucht wird, können beim Inlinen die Muskeln durch Antizipieren immer wieder entlastet werden.
Soll heißen vom Eis auf die Rolle oder von der Rolle aufs Eis ist immer mit einer muskulären Umstellung verbunden.
Die Kratzgeräusche hat jeder im Anfang und kommen häufig durch das nicht Ausfahren des Abdruckes und das fehlende Zusammenspiel zwischen Außen-/Innen-kante und Gleitfläche.
Doch kommt Zeit kommt Rat. Lass Dir das immer wieder von einem Trainer zeigen und dann klappt das schon.
So long
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